Der wichtigste Schritt ist Aufklärung und Information

Frage: EAA steht als Abkürzung für Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber. Warum wurden diese bundesweit eingerichtet?

Nele Bleitgen: Teilhabe bedeutet auch Teilhabe im Arbeitsleben. Um das in der UN-Behindertenrechtskonvention festgelegte Recht auf Arbeit auch in Deutschland umzusetzen, soll den Arbeitgeber: innen gerade mit Blick auf die sich erhöhende Ausgleichsabgabe ein kompetentes Beratungsangebot zur Seite gestellt werden. Die Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber ("EAA") beraten rund um Fragen zur Einstellung, Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderung oder Gleichstellung und sind dabei exklusiv für Arbeitgeber: innen da. Wir schauen ganz auf die Bedarfe der Arbeitgeber: innen und fungieren als erste Ansprechstelle.

Frage: Oft gibt es noch große Vorbehalte bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen. Erholung und Fortschritt der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt scheitern dabei insbesondere an der Beschäftigungsbereitschaft der Unternehmen", heißt es in einem Bericht des Handelsblatt Research Institute von Ende 2022. Was ist aus Ihrer Sicht nötig, um das zu ändern?

Nele Bleitgen: Hier möchte ich gerne etwas ergänzen: Unserer Erfahrung nach liegt es oft nicht am mangelnden Willen der Arbeitgeber: innen, Menschen mit Schwerbehinderung einzustellen. Vielmehr sind Unsicherheiten und Berührungsängste verbreitet, die die Hemmschwelle sehr hoch halten können. Ein erster Schritt ist demnach die Einrichtung der einheitlichen Ansprechstellen als unabhängige Beratungsstelle, wo Arbeitgeber: innen kostenfrei grundlegende und unverbindliche Informationen erhalten. Dann ist der wichtigste Schritt natürlich die Aufklärung und Information. Der Aufbau von Wissen führt zum Aufbau von Sicherheit. So wird wiederum im Bestfall der Abbau von Vorbehalten und Unsicherheiten angestoßen. Wenn dieser Prozess in Gang gekommen ist, haben die EAA meiner Meinung nach sehr viel erreicht.

Frage: Menschen mit Behinderungen verfügen oft über großes persönliches und fachliches Potenzial. Wo liegen die Vorteile für Arbeitgeber: innen, die Menschen mit Handicaps beschäftigen?

Nele Bleitgen: Aus meiner Sicht gibt es hier vielfältige Vorteile. Vorneweg mochte ich festhalten, dass Fachkompetenz unabhängig von Behinderung oder Nicht-Behinderung ist, sondern abhängig von Qualifikation und Ausbildung. Menschen mit Schwerbehinderung sind oft genauso gut qualifiziert wie Menschen ohne Schwerbehinderung. Ein Vorteil, der sich aber definitiv ergibt, ist die positive Außenwirkung. Unternehmen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen, leisten nicht nur einen gesellschaftlichen Beitrag, sondern auch ihren Beitrag zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Das schärft das Profil und die positive Corporate Identity. Gerade im Hinblick auf den sich immer weiter verschärfenden Arbeitskräftemangel und einen Arbeitsmarkt, auf dem Arbeitnehmer:innen die Wahl haben, kann eine solche Image-Stärkung den Unterschied machen. Der mir wichtigste Aspekt ist jedoch, dass nahezu jeder Arbeitsplatz mit der richtigen Ausstattung auch von einem Menschen mit Schwerbehinderung besetzt werden kann. Mit der richtigen Unterstützung und Beratung Können hier beide Seiten gut zueinander finden. Hier kommt die EAA wieder ins Spiel, die beurteilen kann, welche Förderleistung in Frage kommen und welche Leistungsträger zuständig sind. Die EAA ist mit den lokalen Akteuren des Arbeitsmarktes gut vernetzt und hat das Ziel, für die Arbeitgeber: innen einen direkten Draht herzustellen.

Frage: Was ist Ihr wichtigster Tipp für Arbeitgeber: innen?

Nele Bleitgen: Mein wichtigster Tipp in zwei Worten ist: Mutig sein! Seien Sie mutig und geben einem Menschen die Chance, sich zu beweisen. Seien Sie mutig, zu sagen "Wir schaffen das - mit der nötigen Unterstützung." Hierzu gehört eine Portion Pragmatismus, sodass Sie Bedenken beiseiteschieben können und "einfach machen" - mutig Entscheidungen treffen. Halten Sie sich im Gedächtnis, dass es professionell ist, sich Unterstützung zu holen. Es zeugt von Kompetenz im Sinne von, man muss nicht alles wissen, man muss nur wissen, wen man fragen kann" und hier stehe ich als Ansprechpartnerin sehr gerne zur Verfügung.

Autorin: Dorothee Müller, in BWMKbewegt! Mai/2023, S. 15-16.

EAA-Fachberaterin
Nele Bleitgen
Telefon: 06051 9218-542
E-Mail: eaa(at)direct-bz.de

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