Arbeitswelt und Inklusion - auch heute noch ein schwieriges Feld. Wie kann man Arbeitgeber bei der Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit einer Schwerbehinderung unterstützen? Das wollten wir von Judith Kremer vom Diakonischen Werk Fulda wissen.
Einheitliche Ansprechstellen für Arbeitgeber" - davon habe ich noch nie gehört. Was ist deren Aufgabe, Frau Kremer?
Wir sind auch noch ein relativ neues Angebot. Bundesweit gibt es seit knapp zwei Jahren in jeder Region eine Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber kurz EAA. Im besten Fall ist unsere Aufgabe Arbeitgebenden Zeit zu sparen und Geld zu bringen. Wir informieren, beraten und unterstützen Arbeitgebende bei allen Fragen zur Einstellung, Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderung.
Wir sind der erste Ansprechpartner unabhängig von Branche oder Betriebsgröße. Wir begleiten bei der Beantragung von Leistungen aus unterschiedlichen Fördertöpfen. Wir lotsen durch den Behördendschungel. Wir sind kostenfrei, schnell zu erreichen und regional verortet.
Und für welchen Bereich sind Sie konkret zuständig?
Ich bin Mitarbeiterin im Diakonischen Werk Fulda und damit für die Landkreise Fulda und Vogelsberg zuständig. Wer wissen möchte, wer der/die Ansprechpartner*in in seiner Nähe ist kann dies auf www.eaa-hessen.de erfahren. Es gibt uns überall.
Verstehe. Und warum ist Inklusion heutzutage so wichtig für Arbeitgeber?
Inklusion ist in erster Linie für uns als Gesellschaft wichtig. Aber wenn wir auf den Arbeitsmarkt blicken, erleben wir gerade einen immer größer werdenden Mangel an Arbeits- und Fachkräften. Inklusion ist eine Möglichkeit diesem entgegenzuwirken. Ist ein Mensch von Schwerbehinderung betroffen, kann er trotzdem wertvolle Arbeit leisten und wird gebraucht. Es zählt jeder/jede Einzelne. Wie Mitarbeitende trotz gesundheitlicher Einschränkungen gut am Arbeitsplatz integriert und eingesetzt werden können, dabei unterstützen wir mit unserer Expertise. Wenn Arbeitgebende dann auch noch Fördergelder bekommen, gewinnen alle.
Welche finanziellen Hilfen gibt es für Arbeitgeber, die schwerbehinderte Menschen beschäftigen wollen?
Viele! Es gibt verschiedene Fördermöglichkeiten: Sie reichen von finanziellen Zuschüssen und Einstellungsprämien bis zu Umbaumaßnahmen oder spezieller technischer Ausstattung. Es ist die Software für Menschen mit Legasthenie sowie die Hebehilfe in der Produktion oder der Sprachcomputer für Seebehinderte. Dies gilt auch für Azubis. Teilweise gibt es sogar Prämien für Praktikanten. Zu klären welcher Fördertopf in Frage kommt, welche Behörde zuständig ist und welcher Antrag ausgefüllt werden muss, das ist unsere Aufgabe.
Dies kann Arbeitgebende ohne Unterstützung mitunter viel Zeit kosten.
Aber Ihre Hilfe bzw. Beratung beschränkt sich nicht nur auf das Lotsen durch den "Förderdschungel", oder?
Nein. Ein wichtiges Thema ist für uns EAA’ler Vorurteile abzubauen. Vorurteile der Arbeitgebenden entstehen aus Unwissenheit. Wir sind dazu da, sie in allen Fragen von der Einstellung bis zur Kündigung aufzuklären, Wissen zu vermitteln und ihnen Sicherheit zu geben. Wir wollen Betriebe und Unternehmen „aufschließen“ für das Thema Inklusion. Wir sind vernetzt mit allen Kostenträgern und Kooperationspartnern. Wir geben den Arbeitgebenden den richtigen Partner an die Hand, wenn unsere Beratung endet und er weiterführende Unterstützung braucht.
EAA-Fachberaterin
Judith Kremer
Telefon: 0661 25017917
E-Mail: eaa@diakonie-fulda.de
Quelle: "Iunia-Intranetportal der EKKW"