„Das ist heute quasi ein erstes Experiment“, erklärt Josefine Rohe, Fachberaterin der Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA) in Waldeck-Frankenberg bei der Eröffnung des ersten inklusiven Ausbildungstags in Zusammenarbeit mit der Mathias-Bauer-Schule.
An dieser Premiere nehmen zunächst nur drei Unternehmen teil, um sich ausgewählten Schülern und Schülerinnen mit Förderbedarf vorzustellen. Zwei Unternehmenssprecher berichten von Erfahrungen, die sie bereits mit Angestellten gemacht haben, die zur Schulzeit als förderbedürftig galten.
„Oft muss nur eine Hemmschwelle überwunden werden, dann werden sie zu unseren besten Mitarbeitern“, sagte Sonja Maiweg-Dehnert, die beim Ausbildungstag den Baubetrieb Dehnert aus Bad Wildungen vertritt.
Carolin Berger, Schulsozialarbeiterin an der Mathias-Bauer-Schule in Bad Wildungen, hat solche Fälle bereits häufiger beobachtet. „Oft fehlt einfach nur eine zentrale Idee oder Motivation zur Arbeit. Die Schüler haben, aufgrund ihres Status, gar nicht das Selbstvertrauen, diese Sachen von sich aus auszuprobieren“, berichtet sie aus Erfahrung.
Genau darum soll es beim Ausbildungstag gehen, bestätigt Rohe. Den Schülern solle das Selbstvertrauen gegeben werden, indem ihnen gezeigt werde, dass die Betriebe sie gern als Auszubildende anstellen wollen.
In diesem Kontext wird auch darum gebeten, spezifisch beim Ausbildungstag Bezeichnungen wie „behindert“ oder „schwerbehindert“ zu vermeiden. „Damit fühlen sich die Schüler als weniger wert abgestempelt und das widerspricht ja dem Ziel dieses Treffens“, erklärt Rohe. Fritz Faupel, Inhaber des Wegaer Autohauses Faupel, sieht den richtigen Weg in der sorgfältigen Aufklärung. „Wir brauchen dringend Arbeitskräfte und Auszubildende, das müssen wir den Schülern klar machen.“
Nadine Landskron betont, Betriebe legten mehr Wert auf Praxiserfahrung als auf ein abgeschlossenes Studium.
Das wird dann auch mit den Schülern im Gespräch ausführlich besprochen, die sich mit den Vertretern der heimischen Unternehmen über Zukunftsperspektiven unterhalten. Im Vorfeld haben sie mit Lehrern bereits Fragen erarbeitet.
Außerdem haben alle bereits ein Betriebspraktikum absolviert, um etwas Erfahrung zu sammeln.
Unterstützung für Arbeitgeber
Josefine Rohe von der Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA) möchte die Unternehmen außerdem darüber aufklären, welche Unterstützung sie bei der Lehre von Auszubildenden mit Lernschwierigkeiten in Anspruch nehmen können. In solchen Fällen hilft beispielsweise das Integrationsamt des Landeswohlfahrtsverbands Hessen, beim Ausbildungstag vertreten durch Petra Friedrich.
Für Unternehmen gebe es nicht nur finanzielle Unterstützung, der Verband stelle den Auszubildenden falls nötig auch Hilfsmittel zur Verfügung. Sollte eine Lernschwierigkeit vorliegen, stelle der Verband die nötigen Qualifikationen für eine Fachpraktikerausbildung aufseiten der Arbeitgeber sicher.
Text von Jakob Büchsenschütz, Artikel ursprünglich erschienen am 08.06.2024 in der Waldeckischen Landeszeitung.
EAA-Fachberaterin
Josefine Rohe
Telefon: 06451 724335
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